Die Drachen unter der Haut ist eine weitgespannte Familiensaga im Nachkriegsdeutschland, die Fragen von Identität, Vorurteil und der Widerstandskraft der Liebe über kulturelle Grenzen hinweg erkundet.
Im Mittelpunkt steht Liesel, ein Mädchen deutsch–afroamerikanischer Herkunft, das nach dem frühen Tod ihrer Mutter Anneliese – einer aus Ostpreußen geflüchteten Frau – von der strengen, doch fürsorglichen Pflegemutter Frau Wallenstein großgezogen wird. Anneliese hatte einst flüchtiges Glück mit dem amerikanischen Soldaten OJ gefunden, doch die militärischen Verbote gegen Mischehen zerstörten ihre Beziehung und ließen Liesel in einer von den Schatten der NS-Vergangenheit gezeichneten Gesellschaft zurück.
Die Handlung entfaltet sich in der Erasmus-von-Rotterdam-Straße, wo die Ankunft der amerikanischen Familie Collins Neugier und Misstrauen weckt. Catherine Collins, elegant und charismatisch, bringt die Routinen der Nachbarschaft ins Wanken, während ihre Tochter Penny mit Liesel Freundschaft schließt und kulturelle Gräben überbrückt. Zugleich offenbart Liesels bloße Gegenwart die tief sitzenden Vorurteile: Am Gymnasium werden ihre Klugheit und ihr Ehrgeiz von Grausamkeit überschattet – Anne Immauer und ihre Clique verspotten und attackieren sie wegen ihrer Hautfarbe, bis Liesel die Schule verlässt und ihr Traum von höherer Bildung zerbricht.
Inmitten dieser Feindseligkeit treten unerwartete Verbündete hervor. Frau Tremel, Liesels Englischlehrerin, setzt die Puzzleteile ihrer Herkunft zusammen, und Catherine hilft, den Kontakt zu OJ wiederherzustellen, der inzwischen Arzt in Kalifornien ist. Zum ersten Mal eröffnet sich Liesel eine Zugehörigkeit jenseits der engen Grenzen ihres Dorfes. Die Wiederbegegnung mit ihrem Vater wird zum Wendepunkt, der ihr zugleich Wurzeln und Flügel schenkt.
Reich an historischen Details und vielschichtigen Figuren zeigt Die Drachen unter der Haut, wie tief Vorurteile Generationen prägen – und doch das menschliche Verlangen nach Würde, Bildung und Liebe ungebrochen bleibt. Liesels Weg von Zurückweisung zu Erneuerung bekräftigt, daß selbst in einer zerbrochenen Welt der Mut, die eigene Identität zu beanspruchen, den Weg zu außergewöhnlichen Neubeginnen eröffnet.